News

Iranian influence in Afghanistan

13 January 2011

For two weeks, Afghans have been protesting in front of the Iranian embassy in Kabul. They are demonstrating against the closure of petrol transit routes to Afghanistan. The Afghan centre of commerce has even threatened to cut off trade links with Iran completely.

 

Seit zwei Wochen protestieren Afghanen vor dem Gebäude der iranischen Botschaft in Kabul. Sie demonstrieren gegen die Sperrung der Transitwege für den Benzintransport nach Afghanistan. Die afghanische Handelskammer hat damit gedroht die Handelsbeziehungen mit dem Iran gänzlich abzubrechen.

Die iranisch-afghanischen Probleme sind nicht nur wirtschaftlich bestimmt. Das iranische Regime fordert von den Afghanen eine antiwestliche Haltung. Dabei wird eine doppelbödige Politik betrieben. Der Iran hat seit 2001 über eine halbe Milliarde Dollar in die Infrastruktur Afghanistans investiert. Allerdings hat diese Wirtschaftspolitik eine Kehrseite: Das iranische Regime kämpft in Afghanistan an zwei Fronten gegen die Interessen der westlichen Staaten.

Es geht einerseits um eine militärische Einflussnahme gegen die Interessen der NATO und andererseits um eine religionspolitische Einflussnahme auf die schiitischen Muslime. Dabei soll die Position der von der NATO geführten ISAF-Einheiten geschwächt werden. Gleichzeitig soll der Einfluss der iranischen Islamisten auf die afghanische Gesellschaft gestärkt werden. Diese Politik hat einen Haupteffekt, der darin besteht die Zusammenarbeit der afghanischen Regierung mit den NATO-Staaten zu unterminieren.

Afghanistan kann nur mit Hilfe und Kooperation der westlichen Demokratien stabilisiert werden. Die iranischen Religionspolitiker gehen aber davon aus, dass der Frieden in Afghanistan vielmehr mit der Zunahme des iranischen Einflusses und dem sofortigen Abzug der NATO aus Afghanistan gewährleistet wird.

Punktuell arbeiten die iranischen Revolutionsgardisten mit den Taliban zusammen und liefern ihnen Waffen. Die iranische Regierung geht mit verschiedenen Strategien vor. Die Taliban sollen nicht zu stark werden, daher bekommen sie nicht dieselbe Militärhilfe wie die libanesische Hisbollah beispielsweise. Aber sie sollen aus der Perspektive der iranischen Machthaber militärisch so stark sein, dass sie die ISAF-Einheiten und insbesondere die US-Truppen zermürben können. Denn je größer der Konflikt in Afghanistan wird, desto mehr wird die Präsenz der NATO in Afghanistan auch von der Bevölkerung der westlichen Staaten in Frage gestellt. Im Klartext heißt es, je größer der Konflikt, desto mehr kann das iranische Regime davon profitieren und seine antiwestliche Politik fortsetzen. Daher wird der Krieg mit Waffenhilfe an die Taliban geschürt.

Der Krieg hat allein im Jahre 2010 rund 9.000 Tote hervorgebracht. Tatsächlich ist es ein Krieg, der nicht nur die bekannten Akteure Al-Kaida, die afghanische Armee und die NATO kennt, sondern auch vom Iran ideologisch geschürt wird. Dabei wird die negative Rolle des Iran in diesem blutigen Konflikt kaum beachtet.

Seit Jahren fordern iranische Politiker den gänzlichen Abzug westlicher Militärs aus Afghanistan und dem Irak. Nur dann kann das islamistische Regime des Iran seine Hegemonialansprüche effektiv umsetzen.

Seit der Islamischen Revolution von 1979 versucht der Iran seine hegemonialen Bebstrebungen auch in Afghanistan zu realisieren. Die staatlichen Sender des Iran bieten in Paschtu und in Dari auf Afghanistan zugeschnittene Nachrichten und politische Analysen. Darüber hinaus beeinflussen die iranischen Staatskleriker direkt einige schiitische Kleriker in Afghanistan, die einen demokratischen Wandel der afghanischen Gesellschaft massiv blockieren. Seit mehr als zwei Jahrzehnten wurde im Namen des „Revolutionsexports“ die Klerikeruniversität in Ghom beauftragt iranische Kleriker auszubilden, die im Ausland aktiv werden. Inzwischen wurden mehr als 500 islamische Zentren im Ausland gegründet, die die politischen und staatsklerikalen Ziele des Iran im Ausland umsetzen. Auch ausländische Studenten werden im Iran indoktriniert. Allein die „Weltuniversität Mostafa“ hat mehr als 33.000 ausländische Studenten, Männer und Frauen, ausgebildet, die in ihren Ländern als Brückenköpfe für iranische Interessen dienen sollen. Einige Dutzend religiöse und politische Zentren wurden in Afghanistan gegründet. Die iranische Stiftung, die sich „Komitee Emdad Imam Khomeini“ nennt, ist besonders aktiv. Der Vorsitzende des Zentralrates dieser Stiftung ist Habibollah Askar Oladi, ein khomeinistischer Hardliner. Das Ziel dieser Organisation ist die Unterminierung der Bemühungen der NATO-Staaten in Afghanistan.

Diese Stiftung ist als Hilfsorganisation in Afghanistan aktiv, politisch aber bringt sie die Ideen des Revolutionsführers Ayatollah Khomeini in Umlauf. Diese Stiftung ist nach eigenen Angaben seit 1992 tätig und hat Büros in verschiedenen afghanischen Städten. Unter dem Motto der kulturellen Aktivitäten haben allein im Jahr 2008 genau 9717 Afghanen Ausbildungsgänge dieser Stiftung besucht, wie emdad.ir bekannt gibt.

Nach Angaben der Stiftung bringen die Auslandsaktivitäten nicht nur Ausgaben, sondern auch Einnahmen. In Afghanistan sollen die Hilfskomitees dieser khomeinistischen Stiftung im Jahr 2008 sogar rund 700 EUR Einnahmen gebracht haben. Tatsächlich leistet die Emdad-Stiftung auch Hilfen für die afghanische Bevölkerung, aber gleichzeitig wird eine vehemente antiwestliche Politik gemacht. Die außenpolitische Strategie hier ist vergleichbar mit den Hilfsmaßnahmen des Iran für die libanesische Hisbollah. Solange die Nato-Staaten jedoch in Afghanistan präsent sind, wird der Iran keine offene Militärhilfe leisten können.

Das iranische Regime versucht im Namen der Religion die Politik islamischer Staaten von Sudan bis nach Afghanistan zu beeinflussen. Zuweilen funktioniert es auch, wenn beispielsweise die afghanische Botschaft im Sudan als Basis der iranischen Politik missbraucht wird.

Am 17. Oktober 2010 berichtete die afghanische Nachrichtenagentur Avapress.com der iranische Ayatollah Taskhiri habe in der afghanischen Botschaft in der sudanesischen Stadt Khartum vor den Machenschaften der „Zionisten“ gewarnt. Avapress bezieht sich dabei auf eine iranische „Organisation für Kultur und islamische Beziehungen“ und zitiert Ayatollah Taskhiri: „Die Zionisten strengen sich auf eine unverschämte Art und Weise an den südlichen Teil des großen islamischen Staates Sudan zu spalten, um dort ein zweites Israel zu gründen.“

Der iranische Ayatollah Taskhiri sprach in Khartum von der „Einheit der islamischen Ummat, die eine Botschaft von uns Iranern und Euch allen muslimischen Gelehrten ist.“

Die afghanische Avapress.com zitiert weiterhin den iranischen Staatskleriker, die „Feinde der Religion würden verschiedene Verschwörungen unternehmen, um die islamische Welt zu spalten.“ Der sudanesische Dr. Jalaluldin Morad war auch bei dem Treffen in der afghanischen Botschaft im Sudan anwesend und fügte hinzu: „Alle muslimischen Staaten müssen sich vereinigen.“ Ferner sagte der Sudanese, die „Islamische Republik Iran müsse als Vertreter der islamischen Welt überall präsent sein und im Namen der muslimischen Staaten reden.“

Zwar sind die sudanesischen Muslime sunnitisch, aber Schiiten und Sunniten können sich sehr schnell einig sein, wenn sie eine Front gegenüber den westlichen Demokratien aufbauen.

Mit dieser politischen Praxis demonstriert die islamistische Regierung in Teheran politische Macht und propagiert die Fiktion und die Illusion der Einheit einer islamischen Welt, die nur vom Iran garantiert werden könne.

Schiitische Kleriker, die langfristig in Afghanistan das iranische Modell umsetzen wollen, wenden sich gegen jegliche Säkularisierungsversuche der Gesellschaft. Ayatollah Seyyed Mohssen Hojat ist ein Fall unter vielen.

Hojat war einer derjenigen gewesen, die die afghanische Regierung unter Druck setzten um das säkulare afghanische Privatfernsehen Emrooz-tv zu verbieten. Der private Sender startete sein Programm Anfang 2007 und wurde im Juli 2010 verboten. Was waren aber die Gründe für Ayatollah Hojat für ein Verbot zu plädieren?

Ayatollah Hojat kritisierte den Leiter des afghanischen Fernsehsenders, Emrooz-Tv wie folgt: „Wenn er weitermacht, werden die Muslime gewiss nicht Ruhe geben und werden das Haus über seinem Kopf zerstören. Wir werden unseren Glauben, unsere Persönlichkeit, unsere Religion, unseren Koran, unsere Ehre und unsere Heimat auf Leben und Tod verteidigen. Daran gibt es keinen Zweifel. Wenn wir bisher gewartet haben, alles ausgehalten haben, dann nicht aus Angst, [..] sondern weil wir bisher Rücksicht auf die Ordnung der Gesellschaft genommen haben und weil wir der Verfassung treu geblieben sind.“

Immerhin hatte Ayatollah Hojat auch davon gesprochen, dass Emrooz-tv ein Sprachrohr Israels sei, meldete die afghanische Wochenzeitung Ensaf am 7. August 2010. Prompt war Präsident Karzai ebenfalls so stark unter Druck geraten, dass auch er vom „nationalen Verrat“ sprach. In einer Regierungserklärung war sogar die Sprache von einer „großen Gefahr für die Regierung“. Seit Oktober 2010 darf Emrooz-tv wieder senden.

Wenn er seine Feinde angreifen will, geht der afghanische Ayatollah Seyyed Mohssen Hojat in die Zeiten der sowjetischen Besatzung Afghanistans zurück. Er erinnert dann an Ayatollah Khomeini: „Ayatollah Khomeini sagte, dass die Sowjetunion schlimmer ist als die USA und die USA schlimmer als die Sowjetunion und Großbritannien schlimmer als beide.“ Der afghanische Ayatollah hebt dann hervor, dass Khomeini Recht hatte, denn die Briten würden stets versuchen die Muslime zu spalten. Ja, die Engländer wollten die „Muslime vernichten.“ Diese würden schreckliche Pläne schmieden gegen die Muslime. Für Ayatollah Hojat und für die iranischen Machthaber gehören die „Feinde des Islam“ zu der „arroganten Welt“. Diese wird als „Istikbar“ bezeichnet.

Ayatollah Hojat will eine Einigung der sunnitischen und schiitischen Kleriker erreichen. Für ihn ist das khomeinistische Herrschaftsmodell ein Vorbild. Aber der verfallende Westen wolle seine Kultur in die islamische Welt verpflanzen. Und genau deswegen müssten westliche Moden und die westliche Kultur bekämpft werden.

Ayatollah Hojat sagt: „Wir brauchen überhaupt nicht die westliche Kultur, die Frauen ohne Schleier und Kopftuch will. Wir brauchen überhaupt nicht die westliche Wirtschaftsform. Wir brauchen überhaupt nicht all die Wissenschaften, die im Westen erfunden wurden.“ Ayatollah Hojat fordert auch die Muslime auf sich zu beeilen, um den Westen zu überholen. Denn der Westen habe schon immer vom Osten gelernt.

Hojat sagt, er habe bei einem Lehrer, der ihm die persische Sprache beigebracht habe, gelernt, dass der Westen keine Kultur habe. Hojat sagt: „Die westlichen Staaten sind Staaten, die erst in neuer Zeit gegründet worden sind. […] Die westliche Kultur ist leer und falsch.“ Die „Weltarroganz will doch nur ihre verfallende Kultur in Form einer Kulturinvasion“ nach Afghanistan bringen.

Dieser afghanische Ayatollah greift auch christliche Missionare an, die nach Afghanistan gekommen seien, um „Aberglauben zu verbreiten.“
Nur „geldgierige Menschen werden Opfer“ dieser christlichen Missionare, so der Ayatollah.

Hojat lobt die Afghanen, die nicht in die Falle der westlichen Importe, der westlichen Mode treten würden, obwohl die „Briten und die arroganten Mächte dies immer wieder versuchen.“

Ayatollah Hojat ist ein echter Anhänger des iranischen Regimes, denn er greift auch auf ein Vorbild des iranischen Präsidenten Ahmadinejad zurück. Hojat erinnert an Seyyed Jamaldoldine Assadabadi, auch Afghani genannt, der im 19. Jahrhundert lebte und als Vater des Islamismus gilt. Afghani war ein Iraner, der sich ein Pseudonym zulegte, in der arabischen Welt und bis nach Indien reiste, um den antikolonialen Kampf im Namen des Islam zu organisieren. Auch Ayatollah Khomeini und Präsident Ahmadinejad berufen sich auf ihn.

Der afghanische Ayatollah Hojat verherrlicht den verstorbenen ersten Revolutionsführer des Iran, Ayatollah Khomeini: „Wenn er nicht Licht ausgestrahlt hätte, würden sie ihm nicht so widerstehen.“

Als Beweis dafür, dass die westliche Kultur böse sei, erwähnt Ayatollah Hojat auch den dänischen Karikaturisten, der den muslimischen Propheten beleidigt habe.

Es sollte niemand verwundern, dass zu den Freunden des afghanischen Ayatollah Hojat reaktionäre Kräfte wie die iranischen Ayatollah Fazel Lankarani and Ayatollah Makarem Schirasi gehören. Beide stehen dem iranischen Revolutionsführer Ali Khamenei nahe. Lankarani hatte sich beispielsweise über die Präsenz iranischer Frauen gemeinsam mit den Männern auf den öffentlichen Sportplätzen ausgesprochen. Kein Wunder, dass Ayatollah Hojat sich vehement gegen einen TV-Sender ausspricht, der tanzende Frauen ohne Kopftuch zeigte.

Last not least: Analysen iranischer Experten machen deutlich, dass die iranischen Machthaber sich sehr genau über die politische Lage in den Nachbarstaaten informieren. Mehrnews veröffentlichte am 5. Dezember 2010 die Analyse eines iranischen Experten, der zu dem Ergebnis gekommen ist, dass die NATO bis 2014 den afghanischen Behörden die Kontrolle über die Sicherheitsprobleme des Landes übergeben werde. Dies bedeute lediglich, dass die „expansive Rolle der NATO“ abnehme zugunsten ihrer „unterstützenden Rolle“ für die afghanische Armee und Polizei. Es gäbe aber keinen Hinweis darauf, dass die NATO Afghanistan verlassen werde, nur ihre Aufgabenfelder würden sich ändern.

Abschließend ist festzuhalten, dass dieser iranische Experte gar nicht so falsch liegt.

This article was originally published here.