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Persecution of the Bahai

03 May 2011

Bahai persecution in Iran has a historical dimension that predates the 1979 Islamic Revolution. However, since the establishment of the “Islamic Republic of Iran,” state persecution has become systematic in nature.

 

 Die Verfolgung der Bahai im Iran hat eine historische Dimension, die vor der Islamischen Revolution von 1979 begann. Seit der Gründung der „Islamischen Republik Iran“ ist die Verfolgung von Staats wegen systematisch geworden.

Sarah Mahboubi, eine junge Bahai, wurde am 9. April verhaftet. Grund: Zugehörigkeit zur Bahai-Religion. Sama Noorani, Iqan Shahidi und Bashir Ehsani sind weitere junge Menschen, die verhaftet wurden. Sie sind junge Menschenrechtler und setzten sich bis zu ihrer Verhaftung für ihr Recht auf Studium ein. Sie sind Bahai. Allein die Zugehörigkeit zu dieser jungen Weltreligion kann zur Verhaftung führen. Bashir Ehsani wurde zudem vorgeworfen eine Satellitenschüssel auf dem Dach seines Hauses gehabt zu haben. Gegenwärtig sind 79 Bahai in Haft, nur weil sie Bahai sind.

Als der internationale Druck wuchs, wurde die Gefängnisstrafe der sieben ehemaligen Koordinatoren der iranischen Bahai-Gemeinde von 20 auf 10 Jahren herabgesetzt. Seitdem die Weltöffentlichkeit mit anderen Themen als Iran beschäftigt ist, wurde die Strafe erneut auf 20 Jahre erhöht. Dies bedeutet faktisch die Todesstrafe für sieben Menschen, die nur wegen ihres religiösen Glaubens zur Abschreckung der iranischen Bahai-Gemeinde in einem der schlimmsten Gefängnisse dieser Welt sitzen.

Ohne Zweifel wollen die totalitär denkenden und handelnden Machthaber des Iran die iranische Bahai-Gemeinde, die mindestens 300.000 Mitglieder hat und die größte religiöse Minderheit des Iran ist, vernichten.

Eine der aktivsten Gruppen, die seit rund 60 Jahren hinter den Kulissen der Macht heimlich arbeitet, nennt sich die Hojatiyeh. Die Organisation der Hojatiyeh übt heute einen besonderen Einfluss auf die Regierung von Ahmadinejad aus. Die Hojatiyeh arbeitete stets parallel zu anti-Bahai-Aktivitäten von Khomeini und seinen Anhängern. Weil die Hojatiyeh mit dem Geheimdienst des Schahregimes zusammenarbeitete, gab es Probleme mit dem ersten iranischen Revolutionsführer Ayatollah Khomeini. Aber im Kampf gegen die Bahai gab es immer einen Konsens mit anderen Islamisten. Im Juni 2010 stellte die heimlich arbeitende Hojatiye-Organisation den Antrag bei der iranischen Zensurbehörde auf öffentliche Tätigkeit.

Ein Blick auf die Geschichte der Verfolgung der Bahai vor der islamischen Revolution von 1979 in der Pahlavi-Ära lohnt sich. Denn eine genauere Untersuchung zeigt, dass die in der „Islamischen Republik Iran“ umgesetzte Verfolgung der Bahai von Gruppen wie Hojatiye schon vor der Revolution praktiziert wurde.

Die anti-Bahai-Gruppe Hojatiyeh wurde mit dem Ziel gegründet die Bahai-Religion zu bekämpfen. Diese Gruppe ist der am besten organisierte Verein in der Pahlaviära. Diese Gruppe hatte keineswegs eine ideologische Übereinstimmung mit der Monarchie, übte aber immensen Druck auf die damaligen staatlichen Institutionen aus, um gegen die Bahai vorzugehen. Nach der islamischen Revolution unterwanderte diese Organisation alle staatlichen und politischen Institutionen, um ihre Ziele heimlich durchzusetzen.

Die Hojatiye wurde von Scheich Mahmud Zakerzadeh Towlai, alias Halabi,  gegründet. Halabi war ein religiöser Schüler, der auch im Iran „Talebe“ genannt wird. Er hatte einen Mitstreiter Namens Abbas Alawi. Beide setzten sich mit den Bahai-Schriften auseinander, um diese zu widerlegen. Abbas Alawi wurde Bahai. Diese Tatsache war ein schwerer Schlag für Halabi, denn er glaubte, dass Alawi nicht aus eigener Erkenntnis Bahai geworden war. Während Alawi sich später für die Verbreitung der jungen Bahai-Religion einsetzte, wurde Halabi zu einem der schlimmsten Feinde der Bahai.

Halabi gründete seinen Verein im Jahre 1953 in Mashad, zog aber nach Teheran und übte dort seine Hauptaktivitäten aus. Dort gründete er Anti-Bahai-Schulungsklassen, an denen hauptsächlich junge Menschen teilnahmen. Dieser anti-Bahai-Verein wuchs in den 70er Jahren und konnte viele Zweige in den verschiedensten Provinzen des Iran errichten. Nach der islamischen Revolution verstrickte sich diese Organisation in verschiedenen politischen Diskussionen, die dazu führte, dass dieser Verein kaum öffentlich auftrat. Er nistete sich aber in verschiedenen staatlichen Institutionen ein. Offiziell war und ist den Mitgliedern des Hojatiye-Vereins untersagt sich politisch zu betätigen, um so mehr sind sie hinter den Kulissen der Macht aktiv.

Mehdi Qani, ein altes Mitglied dieser Organisation geht davon aus, dass sich der Hojatiye-Verein schon vor der Islamischen Revolution von 1979 in allen Städten und Provinzen des Iran institutionell ausgebreitet hatte. Die Anhänger der Hojatiye waren sogar in der Armee des Schahs aktiv geworden.

Die Mitglieder des Hojatiyeh-Vereins wurden in Abendklassen und Wochenendkursen geschult, meist im privaten Rahmen. Die Unterrichtsthemen waren schiitisch-islamisches Recht, Islam und seine Geschichte und die Kritik der Bahai-Religion.

Die Schüler solcher Kurse sollten lernen, wie man der Lehre der Bahai-Religion widersprechen kann. Die Kursteilnehmer wurden zudem darin unterrichtet, wie man Menschen, die Bahai geworden waren wieder zum Islam bekehren kann. Solche Gruppen wurden „Erschad-Gruppen“ genannt. „Erschad“ bedeutet „Bekehrung“ und „Belehrung“. Eine weitere Abteilung dieser Organisation, die sich „Forschungsgruppe“ nannte, sollte direkt die Bahai-Gemeinden unterwandern, um konkrete Informationen über die Bahai zu bekommen.

Es ist unklar, ob es ein Zufall ist, dass das Ministerium für Kultur und islamische Führung des Iran, das Erschad-Ministerium heißt.

Die Mitglieder des Hojatiye-Vereins sammelten Informationen über die Termine und Inhalte der Bahai-Treffen. Lange vor der Islamischen Revolution spionierte diese Organisation die Bahai-Gemeinden aus. Die Hojatiye-Gruppen koordinierten ihre Arbeit mit ihren Sympathisanten im Ausland. Es gab drei „Koordinationsbüros“, die ihre anti-Bahai-Aktivitäten international organisierten mit dem Ziel die Verbreitung der Bahai-Religion zu verhindern. Die Hojatiye gründeten sogar Zweigstellen in Indien und Pakistan. Von 1950 bis in die 1970er Jahre wurden Hunderte Muslime in ideologischer Hojatiye-Propaganda geschult. Viele von ihnen spielten wichtige Rollen in der „Islamischen Republik Iran“.

Historisch relevant ist, dass Hojatiye von Teilen des berüchtigten Geheimdienstes des Schahs, vom SAVAK, unterstützt wurden. Zudem bekamen sie regelmäßig einen bestimmten Prozentsatz von den Spendengeldern, die an Großayatollahs gingen.

In Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst des Schahs wurden Hojatiye-Mitglieder in die Bahai-Gemeinden eingeschleust, um die Identität der Gemeindemitglieder herauszufinden. Das Ziel war die Bahai gezielt unter Druck zu setzen und die Familien mit diversen Methoden zu schikanieren. Die Hojatiye-Mitglieder veröffentlichten gezielt gefälschtes Material, das auf den ersten Blick zur Bahai Literatur gehören könnte und verschickten diese an Bahai und Nicht-Bahai, um Irritation herbeizuführen.

Bahai wurden gezielt teilweise direkt von örtlicher Polizei daran gehindert Kontakt mit anderen Bahai aufzunehmen. Eine Vernetzung der Bahai-Gemeinden sollte gezielt verhindert werden. Manchmal verursachten Hojatiye-Mitglieder absichtlich einen Konflikt mit dem Hausherren, wo ein Bahai-Treffen stattfand. Dies führte schließlich dazu, dass die örtliche Polizei die Hausherren verwarnte keine Bahai-Versammlungen mehr bei sich abzuhalten. Auch an dieser Stelle arbeiteten schon in der Pahlavi-Ära gelegentlich Geheimdienst, örtliche Polizei und die Hojatiye-Gruppen zusammen. Die Hojatiye-Mitglieder bedrohten auch tatsächlich interessierte Muslime, die sich über die Bahai-Religion informieren wollten, sie sollten nicht mehr an Informationsveranstaltungen der Bahai teilnehmen. Sie forderten Nachbarn und Freunde der Bahai auf ihre Kontakte mit ihnen abzubrechen. In kleineren Städten wurden die Iraner, meist vom Klerus, dazu aufgerufen keinen Handel mit Bahai zu betreiben.

Schon zu Schahzeiten versammelten sich Muslime in Moscheen und lauschten den Abschwörungen eines Menschen zu, der aus der Bahai-Religion ausgetreten war oder oft auch nur vorgab ein Ex-Bahai zu sein.

Es handelte sich dabei regelrecht um hasserfüllte Anti-Bahai-Shows. Ferner schrieben im Namen von Bahai Propagandisten die nicht Bahai waren gefälschte Abschwörungen in großen iranischen Zeitungen. Das Ziel war die Diffamierung und Dämonisierung der Bahai-Religion. Bei Gerichtsprozessen hatten die Bahai auch vor der Islamischen Revolution kaum eine Chance auf Erfolg. Sogar Fachliteratur, die nichts mit Bahai-Religion zu tun hatte, aber von Bahai geschrieben wurde, wurde auf Druck der Hojatiye oft seitens der staatlichen Behörden verboten.

Schon in der Pahlavi-Ära war es gesetzlich festgelegt, dass Bahai nicht zu den anerkannten religiösen Minderheiten gehören. Dies hatte zur Folge, dass im Regelfall Bahai mitnichten staatliche Ämter annehmen konnten.

Im Gegenteil wurden die Bahai im Berufsleben auch unter dem Schah diskriminiert. Die Diskriminierung hatte aber Grenzen und war nicht so systematisch wie seit 1979.

Mit dem Beginn der Islamischen Revolution sahen die Anhänger der Hojatiye die Gelegenheit bald die Bahai-Gemeinden gänzlich zu vernichten. Mit der Islamischen Revolution wuchs die heimliche Macht der Hojatiye in allen Dimensionen der staatlichen Administration, von der Justiz bis zum Pseudo-Parlament.

Die Geschichte der systematischen Unterdrückung und Verfolgung der Bahai in der „Islamischen Republik Iran ist in der Tat eine blutige und traurige Geschichte von Pogromen.

Zu Beginn der Islamischen Revolution kontrollierten die Hojatiye-Gruppen sogar eigene Gefängnisse, wo Bahai willkürlich verhaftet wurden. Viele Bahai wurden auf offener Straße Opfer von angeblich zufälligen Unfällen oder sie wurden auf offener Straße erstochen oder erschossen. Unter ihnen waren namhafte Professoren und Wissenschaftler, die ihr ganzes Leben der iranischen Gesellschaft gewidmet hatten.

Der vorangegangene historische Bericht lehnt sich an einer Buchveröffentlichung des iranisch-dänischen Professors, der in Kopenhagen Iranistik lehrt. Der englische Titel des Buches von Fereydun Vahman, das auf Persisch erschienen ist, heißt: „160 Years of Persecution, An overview of the Persecution of the  Baha’is of Iran“.

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