News

The sound of terror

23 November 2010

The Interior Minister's dramatic terror alert leaves many questions unanswered. Has the threat level really only recently increased? Heavily armed police officers patrol Hamburg's main station - even shortly after De Maizières' terror alert.

 

Die drastische Terrorwarnung des Innenministers lässt viele Fragen offen. Hat sich die Bedrohungslage wirklich erst jetzt verschärft? Schwer bewaffnete Polizisten patrouillieren durch den Hamburger Hauptbahnhof - schon kurz nach de Maizières Terrorwarnung Thomas de Maizière taugt nicht zum Rambo.

Selbst als er vor die Presse trat, um der deutschen Öffentlichkeit klarzumachen, dass sie sich auf unbestimmte Zeit an den Anblick von Polizisten mit Maschinenpistolen wird gewöhnen müssen, wirkte er noch wie ein freundlicher Steuerberater. Und keineswegs wie der Sicherheitsminister, nach dem sich seine Partei so sehnt. Es bestehe Anlass zur Sorge, nicht zur Hysterie, versuchte der Innenminister zu beschwichtigen, nachdem er kurz zuvor eröffnet hatte, dass ein Anschlag unmittelbar bevorstehen könnte.

De Maizières Warnung blieb diffus. Kein Wunder, dass schnell allerlei Spekulationen die Runde machten. Der aus Pakistan stammende Mohammed Ilyas Kashmiri, der auch schon den Anschlag auf das Touristenlokal German Bakery im indischen Pune im Februar dieses Jahres organisiert haben soll, stecke hinter den Anschlagsplänen, hieß es. Kashmiri habe zwei bis vier in Pakistan ausgebildete Terroristen auf den Weg nach Deutschland geschickt, die "weiche Ziele" wie Weihnachtsmärkte angreifen sollten, schrieb der Tagesspiegel. Focus Online ergänzte, es sei ein Anschlag nach dem Vorbild des Mumbai-Attentats geplant. Das Kommando solle am 22. November in Deutschland eintreffen.

In Sicherheitskreisen heißt es dazu nur, man habe Kashmiri stets auf dem Schirm. "Wir wären wahnsinnig, wenn wir den nicht beobachten würden", sagt einer. Dass der Terrorist schon lange beobachtet wird, legt die Vermutung nahe, dass die "neue Bedrohungslage", von der de Maizière spricht, nichts mit dem Pakistani zu tun hat.

Auch Alexander Ritzmann, Analyst an der Brüsseler European Foundation for Democracy, hält es für unwahrscheinlich, dass das Ministerium wegen der Kashmiri-Verbindung Alarm auslöste: "Wenn man wirklich weiß, dass zwei bis vier Personen über Indien und die Vereinigten Arabischen Emirate unterwegs nach Europa sind, um am 22.November Anschläge zu verüben, muss man nicht die Bevölkerung zur Wachsamkeit aufrufen."

Die Behörden schweigen sich darüber aus, welche Warnungen sie konkret zum Alarm veranlassten. Möglich, dass es – anders als der Innenminister sagt – die Vielzahl der Hinweise war. In Sicherheitskreisen heißt es, nicht eine einzelne Erkenntnis, sondern ein wachsendes Grundrauschen an Meldungen – vor allem aus den USA – sei der Neubewertung der Gefahrenlage vorausgegangen.

Zudem war die Entscheidung des Innenministeriums, sich nun an die Öffentlichkeit zu wenden, innerhalb der Sicherheitsbehörden offenbar nicht unumstritten. Lange Beratungen seien nötig gewesen. Auch danach waren nicht alle Beteiligten einverstanden, hört man.

This article was originally published here.